AGENTUR KRIWOMASOW

KLEIST IN KUNDUS. Ein Audiowalk durch Potsdam 2011

eine Kooperation der Agentur Kriwomasow mit dem Kleistfestival 2011 (Maxim Gorki Theater) Berlin, dem Kleist-Museum, Frankfurt (Oder) und dem Potsdam Tourismus Service

"Kopfhörer aufgesetzt und eingetaucht in die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts: Schritte werden lauter, Pferdehufe klackern auf dem Pflaster. „Die Offiziere nie aus den Augen lassen, nie aus den Augen lassen“, zischt die angespannte Stimme Heinrich von Kleists. Die Touristen mit ihren riesigen Fotoapparaten werden beinahe unsichtbar, Autos, die am Brandenburger Tor vorbeirauschen, verstummen. „Aus dem Weg, aus dem Weg!“, ruft da eine Männerstimme. Der Radbruch eines Bauern, die Kartoffeln überall verstreut. Das Brandenburger Tor ist die erste der insgesamt acht Stationen des Audiowalks „Kleist in Kundus“ Märkische Allgemeine,  08.11.2011

"Es hat etwas Verstörendes. Man steht neben der Stadtschlossbaustelle und lauscht Heinrich von Kleist, wie er von einer Nachtwache während seiner Militärzeit von 1792 bis 1799 am Potsdamer Stadtschloss berichtet. Plötzlich spricht ein anderer, auch Soldat, aber aus unserer Zeit. Und er erzählt nicht von einer langweiligen Nachtwache bei kühlen Temperaturen in der Garnisonstadt Potsdam. Dieser Soldat erzählt vom Krieg in Afghanistan. (…) Mittels einer Collage aus Stimmen, Geräuschen, Musik, Texten und Hörspielszenen durchwandert man das Potsdam, wie es auf Kleist gewirkt haben könnte. Dazwischen immer wieder Interviews mit Soldaten von heute, weil Potsdam, so Kebelmann und Schmidt, wie zu Zeiten Kleist`s immer noch ein „militärisches Strategie- und Machtzentrum“ sei, weil in Geltow sich die deutsche Kommandozentrale für internationale Militäreinsätze befindet. Militär im 18. Jahrhundert und Militär im 21. Jahrhundert. (...) Dieser Audiowalk ist eine ungewöhnliche Annäherung an Kleists Potsdamer Zeit. Das darf ruhig auch ein wenig verstören." potsdamer neueste nachrichten, 08.11.2011

Fotos: Agentur Kriwomasow

„Seit ich aus dem Theater zurückgekommen bin, habe ich Kopfschmerzen, gehe zur Waschschüssel, um mein Gesicht zu kühlen und tauche meinen Kopf unter Wasser, auch eine Möglichkeit, sich davonzumachen, nichts mehr von der Welt da draussen sehen zu müssen, höre nur noch mich, das Blut, das Klopfen und Pochen, mein Inneres, keine Luft mehr bekommen, wie fühlt es sich an zu ertrinken, Pfuehl könnte niemals ertrinken, der Schwimmer, Pfuehl würde nie die Luft wegbleiben wie mir beim Schwimmen, als mich Gleissenberg in den Rhein gestossen hatte... in diesem Moment höre ich ein leises Geräusch, direkt unter meinem Fenster, ein kaum wahrnehmbares Winseln, viel mehr ein Röcheln... Durch die vom Abfall des Tages schwere Luft erkenne ich einen Hund und betrachte neugierig, wie er auf dem Straßenpflaster liegt und in diesem Moment in seiner eigenen Blutlache stirbt.“

Im Mittelpunkt dieses doku-fiktionalen Audiowalks durch Potsdam stehen Kleists militärische Ausbildung und Laufbahn sowie die Stadt Potsdam als Soldaten- und Garnisonsstadt. Potsdam galt zu Kleists Zeiten als militärisches Strategie- und Machtzentrum und behauptet diese Position bis heute. In der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Geltow befindet sich die Kommandozentrale der ISAF und leitet von dort aus die Einsätze der Bundeswehr im Ausland. Biografische Fakten zu Kleists Leben als Soldat, militärische Referenzen in seinem literarischem Werk und die historische und gegenwärtige militärische Rolle der Stadt Potsdam verbinden sich zu einem Audiowalk zwischen Realität und Fiktion, Literatur und Dokumentation. Mit einer Collage aus Stimmen, Geräuschen, Erzählertexten und Hörspielszenen begibt sich der Zuhörer auf eine Art Zeitreise, die ihn von 1799 bis ins Jahr 2011 und dabei auch entlang der Orte aus Kleists Leben in der Innenstadt von Postdam führt.

„Also 1990 war eigentlich die Tendenz, Bundeswehr in der Stadt, nein, das lag wahrscheinlich daran, das Potsdam eigentlich zu viele Soldaten hatte, zu viele Russen, zu viel NVA, war ja vollgepfropft, hier waren 32000 Mann stationiert. Die Russen hatten hier mehr Soldaten, als die Kasernen überhaupt fassen konnten... Dann war die Frage, soll Potsdam eigentlich Garnisonsstadt bleiben. Ist es dann auch geblieben. Einsatzführungskommando, Landes-kommando...“

Kleist in Kundus Szene 1

Sprecher: Jan Krauter und Stefan Düe
Konzept & Realisierung: Agentur Kriwomasow

Ab 4.11. Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa + So 10:00-16 Uhr
Start und Ende: Tourist-Information am Brandenburger Tor, Brandenburger Straße 3, Potsdam / Eröffnung: 7.11., 15:00 Uhr, Schule des zweiten Bildungsweges „Heinrich von Kleist“, Friedrich-Ebert-Str.17, Potsdam / Publikumsgespräch: 16.11. 17:00 Uhr, Foyer, Maxim Gorki Theater Berlin

Tickets erhältlich beim Potsdam Tourismus Service (Tel. 0331/27558899, tourismus-service@potsdam.de ) / Dauer: ca. 1 Stunde / Einheitspreis: 10.- Euro

www.heinrich-von-kleist.org

www.gorki-theater.de